Der Blindensturz

Es klopft ans Tor. Die Blinden, in ihrer Scheune, werden geweckt, der Klopfer holt sie aus ihrem Traum. Sie hatten geträumt, sie hätten schon draußen gelegen, »halb über, halb unter der Erde in der frischgezogenen Furche eines endlosen Ackerfelds, ein Bein schon im Boden drin« Nur langsam finden sie aus diesem Traum zurück, ein neuer Tag beginnt. Sie sollen, und wissen nicht warum, gemalt werden, aber niemand hilft ihnen, das Haus des Malers zu finden. Mit Ripolus an der Spitze, der angeblich »das Helle vom Dunkeln unterscheiden kann«, machen sie sich auf den Weg. Hoffnungslos aufeinander angewiesen treiben sie durch Raum und Zeit einer Hoffnung entgegen. Der Raum ist klein: Ein Dorf. Die Zeit ist kurz: Ein Tag. Die Hoffnung ist bescheiden: Sie werden gemalt

»Der Blindensturz« ist die frei erfundene Geschichte der Entstehung eines Bildes. Als Anstoß wurde Pieter Bruegels 1568 entstandenes Gemälde »Das Gleichnis von den Blinden« benutzt: Sechs ausgemergelte, stumme und blinde Gestalten, die wir bisher nur betrachten konnten, fangen an zu reden.

Aus dem Spiel zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Halt und Absturz, zwischen Achtung und Ächtung, entwickelt das teatro piccolo szenische Bilder als eine bescheidene Anfrage an eine ganz und gar unbescheidene Gesellschaft nach ihren Wegen und Zielen.

Inszenierung: Martin Seeger
Bühnenbild: Beatrice Büchsel
Kostüme & Ausstattung Andrea Scholpp
Choreographie: Claudia Hänlein
Lichtgestaltung: Nel Bodamer
Es spielen: Jochen Drechsler, Robert Herter, Anke Marx, Joachim Mierau, Nicole Perrone, Christine Rau, Susanne Trost, Petra Wagner
Premiere: 3. Oktober 1997